Die Bibliothek der Bergschule Aachen in den Räumen der Energielandschaft AnnA e.V. – vormals Grube Anna Bergbauinformationszentrum – ist aufgrund der geänderten Unterbringung im Moment nicht frei zugänglich. (Ähnlich war es auch zu Zeiten der Bergschule in Aachen.)
Laut Auskunft von ehemaligen Bergschülern und Mitarbeitern hatten die Schüler keinen Zugang zur Bibliothek. Sie wurde hauptsächlich von den Lehrkräften genutzt. Hierfür spricht auch der in den Artikeln von Stegemann abgebildete Grundriss.)
Er zeigt im ersten Obergeschoss direkt nebeneinanderliegende Räume: Sammlung für Bergbaukunde, Lehrerzimmer, Bücherei, Direktor. Zugang zur Bücherei gab es über den Flur oder vom Direktorzimmer aus.
Für Interessierte sowie für Forschungsarbeiten bieten wir jedoch als neue Recherche-Alternative die Möglichkeit des Downloads der Bestandsübersicht in Form einer EXCEL-Datei.
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Dem Aachener Bibliotheksführer von 1925 zufolge war der Nutzerkreis etwas größer:
„53. Bibliothek der Bergschule. (Goethestr. 5, 1. Stockwerk. — F. 1091). Hauptbestände: Bergbau und einschlägige verwandte Literatur. Zeitschriften: Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen (seit Bestehen 1854), Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure (seit Bestehen 1859); Jahrbuch der preuß. geologischen Landesanstalt (seit Bestehen 1880); Glückauf seit 1888. Zahl der Bände: ca. 4000. Geöffnet: Täglich 8-1 und 3-6 Uhr. Benutzung: Zugänglich zunächst für Bergschullehrer und bekannte Beamte der Aachener Steinkohlenwerke. Für andere Personen nur mit Erlaubnis des Bergschuldirektors. Leihfrist: 4 Wochen. Nachschlagewerke sind von der Verleihung grundsätzlich ausgeschlossen.“
Gedr. Benutzungsordnung von 1904.
In einer Expertise von Bibliothekaren der Bibliothek der RWTH Aachen University wurde der Bestand der Bergschule 1988 noch in den alten Räumen gesichtet und bewertet. Die Bibliothek der Bergschule Aachen umfasste demnach ca. 4.500 Monographien und 4.800 Zeitschriftenbände, insgesamt also zwischen 9.000 und 10.000 Bände.
91 Zeitschriftentitel wurden mit ihren Beständen gesondert beschrieben. Hervorgehoben werden z.T. alte Zeitschriftenreihen, die ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Von einigem Wert sind die zehn Einzelbände des „Bergmännischen Journals“ (Ende 18., Anfang 19. Jahrhundert), die kompletten Reihen der „Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure“ ab erstem Jahrgang 1857 und von „Glückauf“ ab 1888, die „Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen (1854 – 1937) sowie das „Jahrbuch der Königl. Preuß. Geol. Landesanstalt“ (1880 -1937).
Als antiquarisch und z.T. wissenschaftsgeschichtlich besonders wertvoll wird ebenfalls gesondert die Schenkung des Pfarrers Schetter aufgeführt. „Es handelt sich um teilweise sehr alte (16., 17. Jh.) und wertvolle Bücher der Bergbaukunde, des Hüttenwesens, der Geologie und Mineralogie. Wertvollstes Stück ist trotz defektem Einband und trotz Reparaturen eine deutsche Erstausgabe (1557) von Georg Agricola: „Vom Bergwerk.“ „Der übrige Monographienbestand ist systematisch in 25 Gruppen und 19 Untergruppen aufgestellt.“
Die abschließende Bewertung plädiert für eine Erhaltung des Bestandes: „Da diese Bibliothek in über 130 Jahren organisch gewachsen ist und ein Spiegelbild der Lehrtätigkeit an der Bergschule Aachen und damit ein Stück Aachener Bergbaugeschichte darstellt, sollte eine Zerschlagung der Bibliothek vermieden und für eine geschlossene Erhaltung Sorge getragen werden. Hierfür spricht auch die Erschließung der Sammlung durch vorhandene Kataloge.“ (Rappmann u.a.)
Die Katalogisierung des Bestandes
Neben der Expertise der RWTH-Bibliothek geben historische Kataloge einen Überblick über den alten Bestand. Werden Kartenkataloge nach der EDV-Erfassung normalerweise entsorgt, werden sie bei einem historischen Bestand erhalten. Sie geben in mancherlei Hinsicht „analoge“ Auskünfte, die ein digitaler Katalog nicht bieten kann. So enthalten einige Karten wichtige handschriftliche Hinweise.
Der Standortkatalog
Beim Standortkatalog handelt es sich um einen modernen Kartenkatalog nach Systematik mit fortlaufender Nummerierung. Die Stichprobenkontrolle ergab eine Übereinstimmung der Signaturetiketten mit dem Standortkatalog (und teilweise mit dem Lipmann-Katalog). Deswegen wurde die hier verwendete Systematik zu Beginn anhand der Gliederungskarten für die EDV-Erfassung bzw. die Aufstellung des Bestandes rekonstruiert. Sie wurde als eigene Systematik im ausgewählten Bibliotheksverwaltungsprogramm implementiert. Sie steht im Onlinekatalog als spezielle Rechercheliste zur Verfügung.
Der thematische Katalog
Der thematische Katalog ist sehr differenziert und wurde anhand der Gliederungskarten rekonstruiert. Um diese bei der EDV-Erfassung nutzen zu können, wurde aus den Begriffen eine Schlagwortliste generiert. So kann die alte Gliederung indirekt bei der Recherche genutzt werden.
Lipmanns Kapselkatalog
Bei den Untersuchungen der Kartenkataloge kam es dann zu einem Zufallsfund in einer defekten Katalogschublade. Nachdem diese aufgrund ihres Gewichtes und der defekten Beschläge mühsam geöffnet werden konnte, gab sie einen Blick frei auf neun von vermutlich ursprünglich 20 Katalogbänden des Systems Lipmann, 1897 entwickelt. Dabei handelt es sich um handgeschriebene Karten, die von einer Art Metallklammer zusammengehalten werden. Die so gebundenen Kataloge konnten in der Hand gehalten werden und sollten somit die Handhabung der Kataloge erleichtern.
Herkunft der Bibliothek
Bei der Bibliothek der Bergschule Aachen handelt es sich um einen sehr lange gewachsenen historischen Bestand. Er wurde von den Vorgängerschulen übernommen.
Die Bergschule Düren arbeitete seit der Gründung am 26. Februar.1857 bis zur Auflösung 17. Juni 1867. Von Beginn an nutzte diese Bergschule die Bibliothek des Bergamtes Düren mit.
Nachdem die Bergschule Düren aus finanziellen Gründen geschlossen werden musste, wurde am 7. Oktober 1867 die Bergschule Bardenberg als Nachfolgerin gegründet. Mobiliar, die physikalischen Apparate, die Mineraliensammlung und ein Anteil von ca. 2000 Talern aus dem Restvermögen der aufgelösten Bergschule Düren konnten übernommen werden. Die wenigen vom Bergamt Düren übernommenen Lehrmittel wurden am 17.Februar 1868 ergänzt; der zuständige preußische Handelsminister überließ per Erlass die Bibliothek des Bergamtes als Schenkung der Bergschule. Da dieses Bergamt von 1816 – 1861 existierte, spricht mehr für 1816 als „Geburtsdatum“ der späteren Bibliothek der Bergschule Aachen.
Stegemann (1904, S.19) beschreibt, wie dieser Bestand im Lauf der Jahre durch Schenkungen ergänzt werden konnte:
„Das für die Dürener Schule bestimmte Exemplar der Preussischen Ministerial-Zeitschrift für Berg-, Hütten-und Salinenwesen ging durch Erlass vom 15. Mai 1868 ebenfalls auf unsere Anstalt über und wird seitdem als Freiexemplar der Bergschule vom Königlichen Oberbergamte zu Bonn zugestellt. Ebenso sendet uns die Königliche Geologische Landesanstalt in Berlin regelmäßig ein Freiexemplar ihres Jahrbuches. Die Bibliothek ist ferner bereichert worden durch Werke, welche ihr von vielen Seiten, namentlich von dem vor wenigen Jahren verstorbenen Herrn Geheimen Bergrat Follenius in Bonn und von dem derzeitigen Kuratoriums Vorsitzenden, Herrn Bergwerksdirektor Bergassessor a. D. Klemme in Kohlscheid überwiesen wurden. Endlich muss aber ganz besonders der großmütigen Stiftung des Herrn Pfarrer Joh. B. Schetter in Rath-Heumar gedacht werden, welcher uns im Jahre 1903 seine 67 Bände starke bergmännische Bibliothek schenkte, in welcher sich wertvolle alte Werke aus dem 16. und 17. Jahrhundert befinden.“
Der letzte Unterricht fand in Bardenberg am 23. Juli 1904 statt. Insgesamt wurden hier über 300 Bergleute fachlich ausgebildet.
Die Bergschulen in der Region
Das Grube Anna Bergbauinformationszentrum pflegt in seinem Gebäude an der Alsdorfer Herzogenrather Straße 100 die Bibliothek der Bergschule Aachen. Bergschulen waren die Vorläufer der 1963 eingeführten staatlichen Ingenieurschulen für Bergwesen. Sie bildeten in zwei Jahren technische Grubenbeamte (Steiger) aus; die schulische Ausbildung war verbunden mit praktischer Arbeit in einem Bergwerk. Diese Ausbildung erfolgte damit zwar unter staatlicher Aufsicht, aber in überbetrieblichen Einrichtungen der Bergwerksgesellschaften oder von Zusammenschlüssen derselben. Eine ausführliche Beschreibung findet sich im Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften aus dem Jahr 1904 von Otto Lueger.
Anders als ursprünglich gewünscht wurde die erste Bergschule nicht in Stolberg, sondern in Düren eingerichtet. Die Schule nahm am 6. Juli 1857 mit insgesamt 38 Schülern ihren Betrieb auf. Es wurden im Pfälzer Hof vier Räume für den Unterricht, das Lehrerzimmer und ein Vorzimmer eingerichtet. Später wurde die Dürener Bergschule in der 3. Etage der Dürener Blindenanstalt untergebracht. Nach nur zehn Jahren Betrieb wurde die Dürener Bergschule wieder geschlossen.
Archivfoto Bergschule Düren
Nach Schließung der Dürener Bergschule gründeten die Besitzer der Aachener Steinkohlegruben 1868 die einklassige Steigerschule in Bardenberg. Zuerst war sie untergebracht im Wohnhaus Ather Neustraße 168 in Bardenberg. Im Jahr 1872 zog die Bergschule in das vom Wurmknappschaftsverein angekaufte frühere Knappschaftslazarett.
Archivfoto Bergschule Bardenberg
Um die Bedingungen für die Ausbildung zu verbessern, baute der Verein der Steinkohlenwerke des Aachener Bezirks e.V. (gegründet am 1. Januar 1900) den Schulbau, der am 20. September 1904 in der Goethestraße 5 in Aachen eingeweiht wurde. Hier wurden bis zur Schließung am 31. Juli 1988 überwiegend Steiger und Obersteiger ausgebildet. Für den Unterricht standen verschiedene Sammlungen mit Lehrmitteln und eine Bibliothek zur Verfügung. Mit dem Neubau der Bergschule Aachen erfuhr die Bibliothek ab 1904 eine wichtige Aufwertung durch einen eigenen Bibliotheksraum.
Archivfoto Bergschule Aachen
Nach der Schließung der Bergschule wurden die Bibliothek, weiteres Inventar sowie Lehrmittel 1989 von der NRW-Stiftung aufgekauft und dem damaligen Bergbaumuseumsverein Wurmrevier als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Dazu gehörte auch das Büro des Direktors der Bergschule, das in heute einem Raum des Grube Anna Bergbauinformationszentrums mit den Originalmöbeln ausgestellt ist.
Highlights
Zur Bibliothek der Bergschule gehören einige Schätze. Etwa 2000 Bände, vorwiegend aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wurden vom Bergamt Düren übernommen, das 1861 geschlossen wurde.
Aus verschiedenen Schenkungen ragt die des Pfarrers Joh. B. Schetter in Rath-Heumar aus dem Jahr 1903 heraus. In seiner 67 Bände starken bergmännischen Bibliothek befanden sich wertvolle alte und seltene Werke aus dem 16. und 17. Jahrhundert: z.B. Agricola, vom Bergkwerck (1557), Löhneisen, Bericht vom Bergwerk (1617), Sarrepta von Mathesius (1571), Meissnische Land- und Bergchronika von Peter Albinus (1589), Bericht vom Bergbau der Bergakademie Freiberg (1772) usw. Diese Bände werden extern sicher aufbewahrt.
Dazu wurden weitere sehr alte Werke beschafft. Die umfangreiche Literatur über den Bergbau im Wurmrevier ist gerade für die lokalhistorische Forschung interessant