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Grube Laurweg

350 Jahre - evtl. ein paar Jahre mehr – bestand das Bergwerk „Grube Laurweg“ in Kohlscheid und hatte ein ähnliches Gründungsjahr wie die Grube Gouley in Würselen, mit der sie ab 1950 bis 1969 ein Verbundbergwerk bildete. Eine Quelle, vor allem für ältere historische Zusammenhänge ist das Buch „Der Steinkohlenbergbau im Wurmrevier von 1113 bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts“ von Johann Jakob Michel. Aus dieser ältesten zusammenfassenden Arbeit stammt die folgende Aufzeichnung bis 1813. Die erste bekannte Nennung Laurwegs ist einem Kohlwieger-Befahrungsprotokoll entnommen. 

 

1612  den 11. Januar sind auf Anhalten der Laurwegs-Köhler erschienen: Jahn Frohn, Georg Amkreuz, Simon Bremen als vereidigte Kohlwieger der Herrlichkeit Heyden, und haben selbiges Kohlwerk, genannt die Laurwegs-Gemeindekuhl, mit Gutheißen Ihrer Gnaden zur Heyden und der ganzen Nachbarschaft besichtigt und darüber erkannt, wie folgt:  

Erstlich erklären diese vereideten Wieger, daß die Köhler dort zwei trockene Stollen haben, welche in den Erben stehen und noch zwei Laufschächte unter der Adt (Wasserstollen), und da befindet sich ein Liegendes ganz nahe bei den Erben.  ….. die Köhler sollen der Nachbarschaft gemeinen Brand liefern den Wagen zu 6 Gulden, die Karre für 22 Achener Mark und den groben Hund für 7 Bauschen und einen Hund Geriß für 4 Bauschen.    

 

Diese Schilderung zeigt, dass Laurweg ein intaktes Bergwerk ist und schon länger besteht, vermutlich um oder vor 1600 gegründet (siehe auch Anlage A).  

 

1662 wird bekundet dass es auf Laurweg noch üblich war: …zum Sprengen der unterirdischen Felsmassen, wie in alter Zeit, das Feueranlegen oder Feuersetzen das Gewöhnliche war.  

Und das, obwohl schon seit ca.1580 das Sprengen mit Pulver auf anderen Gruben erfolgte.

 

Im Jahre 1662 liefert der Laurweg den Gemeindebrand den

            Hund Kohlen zu 1 M. aix  (Aachener Mark), die Karre Kohlen  zu 2 gulden aix, den Wagen Kohlen zu 4 gulden aix.                          

 

1771  - 1776 beträgt der Lohn auf der Grube Laurweg nach Michel:

niedrigster Wochenlohn 14 Rthlr. (Reichsthaler) 16 Gulden 3 Märk und der höchste Wochenlohn  78 Rthlr., 6 Gulden, 5 Märk.            

         An Biergeld für die Arbeiter wöchentlich geringster Satz: 2 Rthlr,. 3 gld., 4 mc und der  

         höchste Satz: 13 Rthlr., 6 gld., 4 mc.

  

1786 am 21 Juni werden durch Teilung aus der alten Grube Laurweg die beiden selbständigen   Bergwerke Alt-Laurweg und Neu-Laurweg, die Bezeichnungen sind 1786 schon allgemein gebräuchlich. Es ist eine in den Besitzverhältnissen begründete Teilung, die bereits 1759 eingeleitet wurde. Neulaurweg gliedert sich in drei Fördereinrichtungen: 

  1. „am Grächtgen“ (oder Grätchen), es ist die südlichste, an der heutigen Kircheichstraße. 

  2. „die alte Anlage“, auch mittlere Anlage genannt. Sie war dort, wo später das Casino war. 

  3. „die neue Anlage“, das ist die allgemein bekannte Anlage Laurweg zwischen Kaiser-, West- und Roermonder Straße gelegen. 

  

1792 /94 nach der Besetzung der Rheinlande durch die Franzosen und deren unpopuläres, teils ausbeuterisches Verhalten, bestand bei den Kohlwerkern an der Wurm keine große Lust, für die Besatzer, als die sie angesehen wurden, zu arbeiten, und so wurden die Gruben, und dazu gehörten auch die Laurweg-Gruben, nur sehr nachlässig betrieben. Erst mit Beginn des 19. Jahrhunderts, als auch die freiheitlichere französische Bergordnung Fuß gefasst hatte, ging es wieder aufwärts.  

 

  1.  …. in der früheren Herrschaft Heiden sind noch 7 Zechen in Betrieb, … darunter als Nr. 4) genannt Neu Laurweg, an dessen Spitze Martin Vaehsen steht. Alt-Laurweg ist zu dieser Zeit bereits stillgelegt.

 

Damit endet der Bericht von Johann Jakob Michel, der sich auf insgesamt 170 Buchseiten 25mal mit der Grube Laurweg befasst. In der nun folgenden großen Quellenreihe ist das 1968 erschienene Buch des Historikers Friedrich Schunder “Geschichte des Aachener Steinkohlenbergbaus“ an erster Stelle zu nennen. Der ehemalige Kohlscheider Schulrektor und Heimatforscher Josef Aretz berichtet in seinem fast 700 seitigen Buch „Kohlscheider Bergwerke“ auf 145 Seiten über Laurweg von den Anfängen bis zum Jahr 1986. (Allen, die noch detaillierter informiert sein möchten, werden diese drei Bücher empfohlen.)

 

Abb. 1 

Bild1

1814 verfügte Neu Laurweg über einen Haspelschacht von 89 m Teufe und beschäftigte 60 Mann ….. im Jahre 1816 betrug die Förderung knapp 1 300 t im Jahr und stieg in den Zwanzigerjahren beachtlich an und erreichte 1835, als 150 Arbeiter beschäftigt wurden, 8 500 t. im Jahr, 1839 überschritt die Förderung die 10 000-t-Grenze.

  

1836 am 9.Mai wurde die “Vereinigungs-Gesellschaft“ gegründet. Die Laurweggruben waren nicht dabei, sie gehörten bereits der Familie Englerth in Eschweiler. Die Konkurrenten Englerth und andere waren es, die

 

1842 am 20.Juni den “Pannesheider Bergwerksverein“ unter anderem mit den Gruben Neulaurweg, Spaenbruch und Sichelscheid gründeten.

 

1860 am 24. Dezember findet die notarielle Vertragsunterzeichnung über den Zusammenschluß der Vereinigungs-Gesellschaft und dem Pannesheider Bergwerksverein im „Central-Bureau“, der späteren Hauptverwaltung des EBV statt. Neulaurweg wurde Zentral-Förderschacht (siehe Anlage B und B1).

 

1907 Fusion der „Vereinigungs-Gesellschaft“ und des „Eschweiler Bergwerks-Verein“. Die Grube Neulaurweg heißt nun wieder Laurweg.

 

 

Technische Entwicklung:  

 

18.Jh. Vor dem Jahre 1800 muß es hier (in Kohlscheid) zugegangen sein, wie bei amerikanischen Goldgräbern. Die Köhler schaufelten 20 bis 30 Meter tiefe Schächte in den Boden, ackerten mit ihrem Gezähe immer am Flöz entlang und hoben das schwarze Gold mit Handwinden empor. ….. Ab und zu fiel jemand in einen vergessenen Schacht hinein, einmal soll sogar ein ganzes Fuhrwerk vom Erdboden verschluckt worden sein.

 

Wenn man die Karte in Anlage B1 betrachtet, kann man das durchaus nachvollziehen, was Daniel Salber hier in seinem Buch „Das Aachener Revier“ beschreibt.

 

1820 In den ersten 20 Jahren des 19. Jahrhunderts fördert Neulaurweg unregelmäßig und nicht Gewinn bringend, man spricht von einer Zuschußgrube.

 

1824 erhält Laurweg eine Förderdampfmaschine von 8 Pferde Kraft. Die Grube hat trotz starker Wasserzuflüsse inzwischen eine beachtliche Produktion erreicht; die allerdings z.T. auf Halde genommen werden muß.

 

                                                              Stückkohle                                Grußkohle   

                                      in Zentner         in Tonnen          in Scheffel             in Kubikmeter      

Förderung        23.313,5           1.200                 183.166,5                 10.067  

                           Verkauf            17.126,5                881               134.553,0                     7.395  

  

                         Geldeinnahme             14.419,05 Taler   

                         Geldausgabe               20.665,11 Taler  

                         Zubuße (Verlust)           6.246,06 Taler

 

1825   Eine “doppelwirkende Feuermaschine“ (Dampfmaschine) von 23 Zoll Zylinderdurchmesser  (das sind 86 cm) hebt die Wasser. Der Kunstschacht hat eine Gesamtteufe von 67,5 Lachter (141 m) erreicht. Die Stollensohle setzt bei 24 Lachter (50 m) seigerer Teufe an. Fünf Hauptpumpen, sie stehen übereinander, bringen das Wasser aus dem Tiefsten bis zur Stollensohle. …. Um einen Kubikfuß Kohle zu fördern, müssen 17 Kubikfuß Wasser gewältigt werden. Stückkohle kostet im Frühjahr 1825 auf Neulaurweg 6 Silbergroschen pro Zentner. 

 

1829/30 profitierte Neulaurweg von einem strengen Winter, nahezu alle in den vergangenen Jahren angesammelten Kohlevorräte konnten abgesetzt werden.

 

1853   Der von 1845 stammende Dampfkessel für die Wasserhaltungsmaschine wird durch einen neuen ersetzt, dervon der Lausmannschen Fabrik in Kohlscheid geliefert wird. Der Kamin am Kesselhaus ist 120 Fuß (38 m) hoch (siehe Anlage C)

Am 17. Januar erhält Kohlscheid einen eigenen Bahnanschluss.

 

1857    Auf Neulaurweg sind 3 Förder- und 3 Wasserhaltungs- Dampfmaschinen im Einsatz. Es sind 324 männliche und 8 weibliche Arbeiter beschäftigt, die 398 Familienmitglieder zu ernähren haben. Im Februar wird auf der südlichen Anlage (Grätchen) der Betrieb eingestellt. Die mittlere Anlage fördert noch 500 Scheffel täglich; bis 1859 auch hier der Betrieb stillgelegt wird.

 

Auf Neulaurweg wird auch Eisenerz gefunden, jedoch nicht gefördert.

 

1868  hat auch die Grube Neulaurweg einen eigenen Anschluss an die 1852 fertiggestellte Eisenbahnstrecke Aachen-Düsseldorf, damit konnte man alle nicht in den Landabsatz gehende Kohle über die Eisenbahn absetzen.

 

…. Der neue Zentralförderschacht Neulaurweg wurde ausgebaut, mehrere andere kleinere Schächte stillgelegt und verfüllt. Zur Verbindung aller Gruben unter Tage nahm man in etwa 210 m Teufe eine Hauptstrecke, und weil diese Sohle auf verschiedenen Gruben bereits ausgekohlt war, in etwa 280 m eine zweite in Angriff. Man nahm unter Tage ein Schienennetz von 17 km Länge für die Pferdeförderung in Betrieb, das mit Ausnahme von “Prick“ und “Voccart“ alle Förderschächte (links der Wurm) miteinander verknüpfte.

 

Das Projekt war jedoch zum Scheitern verurteilt, weil  

  1. die Pferdeförderung nicht ausreichte, um die langen Förderwege zu dem am westlichen Ende des Felderkomplexes gelegenen Zentralförderschacht wirtschaftlich zu bewältigen.   

  2. der Zentralförderschacht mit den damals vorhandenen Mitteln keine 800 tato fördern  konnte (Abmessungen des Schachtes: bis 270 m Teufe 3,2 x 2,5 m und von 270 m bis 350 m Teufe 4,1 x 2,6 m).  

 

1870 Ab jetzt wurden auch wieder andere Schächte vermehrt zur Förderung herangezogen.

Abb.2

Laur1861a

1872 Ab dem 5. Juni gelten auf Neulaurweg und allen Gruben des Wurmreviers folgende Schachtsignale:

 

für Halt – 1 Schlag;

für Auf – 2 Schläge;

für Hängen – 3 Schläge;

Wenn Menschen auf dem Gerüst auffahren, ist dies durch – 4 Schläge anzukündigen.

 

           Im gleichen Jahr wird die erste unterirdische Wasserhaltung des Aachener Reviers in Betrieb genommen. Damit entfallen die eisernen Gestänge im Schacht, mit denen die Pumpenkolben von Übertage durch Auf- und Abbewegung betätigt wurden. Der Zentralschacht erhält eine neue Fördermaschine.

 

  1. wird auf Neulaurweg eine Kaue eingerichtet, sodass die Arbeitsmontur auf der Grube verbleiben kann und die Bergleute baden können. Das findet aber keine große Zustimmung.

 

  1. Zur Verwertung der bei der Absiebung anfallenden und nicht im Hausbrand (und in anderen industriellen Bereichen) verfeuerten Grußkohle, errichtete die Gesellschaft auf Neulaurweg die erste Brikettfabrik des Aachener Reviers.   …….. Die für „Laurweg“ aus Charleroi (B) bezogene Maschine preßte ein Gemenge aus Kohle und zugekauftem Steinkohlenteerpesch unter Zufuhr

von Wasserdampf zu etwa 10 kg schweren Briketts.

 

Die Stundenleistung betrug 600 Stück. 1878 wurde eine zweite Maschine gleichen Typs beschafft. Für den Hausbrand wurden außerdem aus Grußkohle und Lehm die kleinen und beliebten „Klütten“ hergestellt. 

 

1886  feierte die „Vereinigungs-Gesellschaft“ 50jähriges Bestehen. In diesem Jahr wurde eine Jahresförderung von 500 000 t überschritten und lag damit um 100 000 t über der Jahresleistung des Eschweiler Bergwerks-Vereins im Inderevier. 

            

Neulaurweg und Langenberg sind ein Verbundbergwerk mit je einem Förderschacht und einem für die Wasserhaltung bzw. Bewetterung. Der Förderschacht von Neulaurweg hat eine neue Fördermaschine, mit der eine Tagesleistung bis 900 t erreicht werden kann. Die Brikettfabrik liefert 100 Tagestonnen Briketts und eine kleine Koks-Versuchsanlage liefert 20 t Koks aus einer Mischung von je 50 % Anthrazitstaub und Fettkohle. 

 

1900/01 errichtet die “Rheinische Elektrizitäts- und Kleinbahn AG“ kurz „REKA“ in unmittelbarer Nähe

zu Neulaurweg ein Drehstrom-Kraftwerk, welches mit Laurweg Kohle beschickt wird. Die REKA

liefert bis Heinsberg Strom, aber vor allem für den Betrieb der elektrischen Kleinbahn zwischen Herzogenrath und Kohlscheid. Die Grubenbetriebe werden aus einer Kraftzentrale auf Neulaurweg versorgt. 

 

1902 Am 28.Mai ist die elektrisch betriebene Straßenbahn zwischen Aachen und Herzogenrath fertig. ..….  Der Grubenanschluß für Neulaurweg läuft über die heutige Kaiserstraße und erreicht bei dem ehemaligen Straßenbahndepot das Grubengelände (das ist in der Nähe des Reka-Kraftwerks).                                                      Der Anschlag am Förderschacht auf der 350-m-Sohle, der Maschinenraum sowie der Pferdestall erhalten elektrisches Licht; eine zweite Wasserhaltungsmaschine wird eingebaut.

  

1905 erhält die Aufbereitungsanlage einige Feinkornsetzkästen und einen Aufzug. Für den  

Bergetransport von der Wäsche zur Bergehalde, sie liegt bei Wilsberg/Meverheide, werden die Gleise erweitert bzw. umgelegt, damit nun Benzinlokomotiven den Transport bewerkstelligen können. 

 

 

Abb. 3

Bild2

1908 Nach der Fusion im vergangenen Jahr ist der EBV nun alleiniger Eigentümer. Er betreibt eine konsequente Modernisierung der Grube und beginnt Ende Juli mit dem Abteufen des Frankschachtes (benannt nach dem Aufsichtsratsvorsitzenden von 1909 bis1923, Julius Frank).   Zum untertägigen Transport der Förderwagen kommen zwei Benzollokomotiven zum Einsatz und ersetzen neun Grubenpferde. 

  

1910 veröffentlicht der Eschweiler Bergwerks-Verein den Geschäftsbericht quasi als Festschrift Zur Erinnerung an die vor 75 Jahren erfolgte Gründung des Vereins. Darin ist u.a. über Laurweg zu lesen:

 

                                                                BETRIEBSDIREKTION III  

Zur Betriebsdirektion III gehören die Grubenfelder links der Wurm in einer Gesamtgröße von etwa 28 000 000 qm. In Betrieb stehen die Gruben Laurweg, Langenberg, Kämpchen und Voccart bei Kohlscheid, die hier in der in zahlreiche scharfe Spezialsättel und –Mulden zusammengestauchten Magerkohlenpartie der Wurmmulde bauen.  

 

Laurweg-Langenberg förderten in 1908/09 in der 350 m-Sohle 178 000 t bei 668 Mann Belegschaft; Kämpchen von der 270 m-Sohle 115 000 t bei 377 Mann Belegschaft; Voccart von der 270 m-Sohle 148 000 t bei 471 Mann Belegschaft. Für die Belegschaften von zusammen 1516 Mann sind links der Wurm insgesamt 285 Wohnungen vorgesehen. Auf Laurweg-Langenberg wird die Streckenförderung auf der 350 m-Sohle durch Benzollokomotiven bewirkt.

 

Die Kohlen der Kohlscheider Gruben werden größtenteils gewaschen, der Magerkohlenstaub teilweise in einer Eierbrikettfabrik auf Laurweg brikettiert. Um die zersplitterten Betriebe links der Wurm zusammenzufassen - Grube Voccart besitzt keinen Eisenbahnanschluß und ist mit der Grube Laurweg durch die Aachener Kleinbahn mittels Truckwagensystems verbunden – hat man in Kohlscheid in unmittelbarer Nähe des Förderschachtes von Laurweg einen neuen Förderschacht von 5 400 mm lichtem Durchmesser bis zur 350 m-Sohle abgeteuft. Der Schacht ist betoniert und hat die für Doppelförderungen erforderlichen Abmessungen. Der weitere Ausbau der Neuanlage über und unter Tage ist in der Ausführung begriffen.

   

Die Förderung der einzelnen Betriebspunkte wird demnächst zur 350 m-Sohle abgebremst und auf dieser durch Benzollokomotiven dem neuen Schachte zugeführt werden.  

  

Im Geschäftsjahr 1909/10 wurde an 297 Tagen gearbeitet.

 

Abb. 4

Grube Laurweg 1909

1911  Am 1. September wird der Frankschacht in Betrieb genommen. Er ist ausgerüstet für eine Doppelförderung, d.h. im Schacht sind 2 x 2 Förderkörbe mit je vier Etagen, auf denen acht Förderwagen mit 800 Liter Inhalt transportiert werden können. Das entspricht einer Tagesleistung von 1100 t verwertbarer Förderung und erlaubt die Förderung von Voccart und Kämpchen in den Jahren 1912/13 komplett zu übernehmen. Das Kesselhaus wird ausgebaut und erhält zwei neue Röhrenkessel, Fabrikat Piedboeuf.

Abb. 5

Laurweg 1925 (s. dieses Foto auch in Anlage D mit erklärenden Eintragungen).

1914  Inbetriebnahme der EBV eigenen „Elektrischen Zentrale“ unmittelbar neben dem Reka-Werk von 1900. Laurweg verfeuert aschereiche Feinkohle und kann damit kostengünstigeren Strom erzeugen als das Reka-Werk, welches daraufhin stillgelegt wird.  Fertigstellung des neuen Belegschaftsgebäudes, Zugang von der Weststraße.

 

          Die guten Nachrichten werden getrübt durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Etwa die Hälfte der Belegschaft wird einberufen, die Bahnstrecken werden zeitweise für den Gütertransport gesperrt, d.h. kein Absatz von Produktion.

 

1919  am 22.Februar wird auf allen Gruben, ausgehend von Laurweg und Gouley, für eine kürzere Arbeitszeit gestreikt. Es wird eine Verkürzung von neun auf acht Stunden für den Untertagebetrieb erreicht, die ein Jahr später sogar auf 7 Stunden gesenkt wird. Der alte Förderschacht wird zum Wetterschacht umgerüstet und erhält einen Ventilator der Grube Anna mit einer Leistung von 2 400 m³/min.

 

1923  Die Inflation in Deutschland macht das Leben bedrohlich schwer. Kein Wunder, dass viele, sehr viele Bergleute, vor allem von den Kohlscheider Gruben, auf die benachbarten niederländischen Gruben ausweichen und den harten Gulden verdienen. Im Volksmund werden sie die

“Guldenmänner“ genannt. Um nicht die ganze Belegschaft zu verlieren, sieht sich der EBV gezwungen, Geldgutscheine zu drucken, welche einen Monat gültig sind. Nachdem im November 1923 eine neue Währung – die Reichsmark – eingeführt wird, ist der Spuk auch bald vorbei und die “Guldenmänner“ kehren zurück.

 

Abb. 6

Inflationszeit 1923

1926  der untertägige Förderwagentransport wird von Benzolloks auf elektrische Fahrtdraht- Lokomotiven umgestellt. 

 

1929/30 Unter Tage wird die neue 455 m-Sohle aufgefahren. Der Wagenumlauf an der Hängebank des Frankschachtes wird fertiggestellt, die neue Separation und Wäsche nimmt den Betrieb auf.  Die Durchsatzleistung beträgt 175 t/Stunde.  

 

1936/37 wird die 455-Meter-Sohle aufgefahren, die tiefste Teufe auf Kohlscheider Gebiet, und die übertägigen Anlagen werden weiter ausgebaut und modernisiert, so dass mit einer Belegschaft von 2 100 Mann eine Jahresförderung von über 700 000 t erreicht wirde Die Brikettfabrik steigert im Jahr 1913 die Produktion von 100 000 auf nunmehr 235 000 t. 

 

1945  Laurweg hat den Zweiten Weltkrieg fast schadlos überstanden und kommt in der Kriegszeit Gouley zu Hilfe. Durch ein untertage verlegtes Kabel können die Wasserhaltungspumpen betrieben und ein Absaufen der Grube Gouley verhindert werden. 

 

1950/51 wird bereits der Entschluss gefasst, Laurweg und Gouley zu einem Verbundbergwerk zusammenzufassen. Es erweist sich als unwirtschaftlich, eine neue Fördersohle unterhalb der bestehenden 455 m-Sohle aufzufahren und den Frankschacht tiefer zu teufen, weil die tiefer liegenden Kohleflöze von der auf Gouley bestehenden 530 m-Sohle aus kostengünstiger abgebaut werden können. 

 

  1. Nachdem 1953 das 64 MW-Kraftwerk Anna in Betrieb genommen ist, kann das inzwischen unwirtschaftlich arbeitende Laurweg-Kraftwerk mit 10 MW stillgelegt werden. Damit entfällt auch die Drucklufterzeugung auf Laurweg. Ein Jahr später ist der Umbau der Gouley-Wäsche vollendet und die gesamte Kohleförderung wird auf Gouley gehoben. Der Frankschacht ist nur noch Seilfahrts- und Materialschacht. 

  

  1. endet die Selbständigkeit der Grube Laurweg. Das Verbundbergwerk Gouley – Laurweg ist vollendet. Die Brikettfabrik ist weiterhin selbständig und wird mit Feinkohle von Gouley und anderen EBV Gruben beliefert.

 

Abb. 7

Grube Laurweg Anfang der 1960er Jahre, kurz vor dem Abbruch. Der Frankschacht war bis 1960 Seilfahrtschacht für das Verbundbergwerk Gouley-Laurweg.

1957  führt der Geschäftsberichte des EBV folgendes unter dem Titel BRIKETTFABRIK LAURWEG aus:

Die Brikettfabrik Laurweg konnte unmittelbar nach der Besetzung durch die Alliierten wieder in  Betrieb genommen werden, weil keine nennenswerten Kriegsschäden entstanden waren; die Fabrik erhielt im Jahre 1949 eine wesentliche Verbesserung durch die Aufstellung eines neuen Turbinentrockners.  

          Die Produktion mußte jeweils den Marktverhältnissen angepaßt werden. Ab 1950 wurden neben  

Eiformbriketts auch Nußbriketts von 18 g hergestellt. Im Jahre 1946 kam ein neuer Überkornabscheider in Betrieb, um durch Verringerung der Kornspanne im Brikettiergut die Brikettqualität zu verbessern. Die Brikettproduktion hat betragen:

 

  

Kapazität   

Brikett-Produktion                        arbeitstäglich           

 Jahr         

   tato    

           t            

               %          

   t                        %  

 

1938         

  350    

    90 351  

           100          

299        

100  

1945         

  350    

    24 050  

             26,6       

  

 

1946         

  350    

    65 800  

            72,8       

217        

  72,6

………………….  

1949                     350    

    84 289  

             93,3    

276        

  92,3  

1950                     400    

  117 116                    129,6                 388                  129,7  

 Sa. 1945-57                                1 937 230

 

 

1963  erreicht die Brikettfabrik die höchste Jahresproduktion mit 285 313 t und 81 Mann Personal.   

  

1965  heißt es in dem EBV-Geschäftsbericht u. a.: 

          Auf der stillgelegten Grube Laurweg wurden die Schächte zur Verfüllung vorbereitet und ein

         großer Teil der nicht mehr benötigten Gebäude abgebrochen. Die Brikettfabrik war nicht voll

         ausgelastet.  

 

Ein Jahr später sind der Frankschacht und Wetterschacht (alter Zentralschacht von Neulaurweg) verfüllt und die Fördergerüste abgebrochen. 

  

1967/68 werden die bereits 1956 stillgelegten Schächte der Grube Voccart verfüllt. 

 

1976 wird die Brikettfabrik letztmalig in einem EBV-Geschäftsbericht erwähnt: 

  

          Die seit dem Jahre 1875 betriebene Brikettfabrik Laurweg wurde am 30.Juni 1976 stillgelegt.    

          1976 betrug die Produktion    51 702 t, mit 49 Mann Belegschaft;  

          im Vorjahr 1975 waren es    136 447 t,  mit 85 Mann.  

  

Im Anschluß werden die Gebäude abgebrochen, lediglich das Zechenhaus bleibt erhalten und erinnert bis heute an die alte Grube Laurweg, auch wenn es inzwischen von einem IT Unternehmen, der Fa. Ericson, genutzt wird.  

 

Karl-Peter Schröder

 

Abb. 8

Laurweg 1925, Zechenhaus und Frankschacht

Abb. 9

Brikettfabrik Laurweg

Verzeichnis der Abbildungen 

 

Abb.     Darstellung                       Ursprung                                           Autor                               Herkunft 

   

1          Grubenfelder Karte          Kohlscheider Bergwerke               Josef Aretz                      Buch 2              Laurweg 1861                  Vor Ort, Seite 33                             Hans Jak. Schätzke           V.-G.

3          Bergetransport 1925       Kohlscheider Bergwerke S. 650    Josef Aretz                     Buch

  1. Laurweg 1909                   Vor Ort, Seite 34                                         Hans Jakob Schätzke       EBV 
  2. Laurweg 1925                  Kohlscheider Bergwerke, S. 630   Josef Aretz                     Buch 
  3. Geld-Gutschein                de Kull 1956                                                                         EBV 
  4. Frankschacht 1960           Vor Ort, Seite 51                                         Hans Jakob Schätzke      EBV 
  5. Zechenhaus 1925            Kohlscheider Bergwerke, S.631    Josef Aretz                     Buch 
  6. Brikettverladung              Das Aachener Revier, Seite 78      Daniel Salber                    EBV  

 

 

 

 

Anlagen

 

Anlage            Thema

 

A                     Bergbaurechte und Erklärungen

B                     Grubengesellschaften an der Wurm. Übersichtskarte Grubenfelder

                                    Wurmrevier; Koloriert: Schröder; Friedrich Schunder, Seite 40, Bild 6.

B 1                   Die Kohlscheider Grubenfelder. Zusammenstellung aus Kohlscheider Bergwerke

von Josef Aretz, verschiedene Seiten.

C                     Wetter – Lüfter – Ventilatoren. Mit Fotos aus Vor Ort.

D                     Abb. 5 mit Erläuterungen im Bild Laurweg 1925.

E                     Lageplan Laurweg in den 1950/60er Jahren.

F                      Unfälle und Unglücke auf Laurweg.

 

 

   Bergbau- Rechte und Erklärungen                                     Anlage A

Die Kohlscheider Gruben und damit auch Laurweg, liegen in der Herrschaft Heiden, einer Unterherrschaft des Herzogtums Jülich, mit eigenem Bergrecht. Dieses gleicht sich ab 1694 oftmals an das benachbarte, in Herzogenrath gültige, “Limburgische Recht“ (zur spanischen Niederlande von 1555 bis 1740 gehörig) an.

Der katholische Geistliche Johann Jakob Michel (geb. am 12.9.1827 in Eupen ) war vom 14.6.1862 bis zu seinem Tod am 27.3.1886 Pfarrer von St. Katharina in Kohlscheid. Er war in hohem Maße historisch interessiert und hat seine Forschungen aufgezeichnet. Diese wurden in dem Buch „Der Steinkohlenbergbau im Wurmrevier von 1113 bis zum Beginn des 19.Jahrhunderts“ vom Bergbaumuseum Grube Anna e.V. veröffentlicht. Michel schreibt zu dem Thema Bergbaurecht folgendes:

Anno 1500 wird der Unterherrschaft Haus Heiden von dem Herzog zu Jülich eine Urkunde überwiesen, in der u.a. “die Gerechtsame Under der Erden“ geregelt werden; es heißt:

……… dieses Gewohnheitsrecht, wie es im Wurmrevier, wie auch im Lütticher Land seit frühester Zeit gültig war, daß dem Eigenthümer des Bodens, dem sogenannten Grundherrn auch unter dem Grunde befindlichen Steinkohlen eigenthümlich zugehören, mochten dieselben noch so tief in der Erde sitzen.

Sinngemäß sagt das Limburgische Recht mehr oder weniger das gleiche bis auf eine entscheidende Ergänzung

Für das Limburger Land gilt ab 1694 die von Karl II. von Spanien publizierte Kohlordnung, nach der jeder auf seinem Grund und Boden tun und lassen kann was er will, wenn er den Nachbarn nicht belästigt und bei Strafe darf er nicht auf dessen Grund und Boden schürfen.

Besonderes Limburger Recht:  Man kann Grund und Boden verkaufen mit der Auflage   „was unter dem Grund ist, ist ausgenommen“ das heißt: es stand dem Grundeigentümer frei zu erklären, dass er nicht Steinkohle fördern will und das Schürfrecht einem anderen beleihen.                                                                                                                            Dafür ist dann dem Grundeigentümer ein Zins, der Erbpfennig, zu zahlen. Nach den Artikeln 27 und 28 des Reglements Karls II von 1694 ist das wie folgt geregelt:

Flötze von 1 bis 2 Fuß gelten als klein und als Erbpfennig wird der 81. Pfennig angesetzt Flötze von 2 bis 3 Fuß gelten als mittlere, der Erbpfennig ist der 41. Pfennig und                Flötze von 3 bis 4 Fuß und mehr sind groß und der Erbpfennig ist der 21. Pfennig.          Das heißt: bei z.B. 1 000 Pfennig Einnahme sind bei kleinen Flötzen 12 Pfennige, bei mittleren Flötzen 24 Pfennige und bei großen Flötzen 48 Pfennige an den Grundherrn zu zahlen. Das sind anders ausgedrückt 1,2 bzw. 2,4 bzw. 4,8 %. Ob es sich um kleine oder große Flötze handelte legten die Kohlwieger fest

Erklärungen:

Kohlwieger      -   diese Bezeichnung gab es nur im Wurmrevier; es waren    

    vereidigte Berggeschworene und Markscheider

            Adt                  -   ist ein Wasserstollen

            erff  =  Erb       -   Eigentum (eines anderen)

erffen = Erben -  Güter von Privatleuten

Münzwerte:     1 Achener Gulden = 6 Achener Märk

1 Achener Märk  =  6 Bauschen  =  24 Achener Heller  = ca. 12 Pfennige

9 Märk = 1 Schilling und 90 Märk = 1 Conventionsthaler

                        Achener Märk ist eine Silbermünze der Reichsstadt Aachen (1577–1754)

Bauschen ist eine Kupfermünze der Stadt Aachen im 17./18. Jh.

 

Laurweg = Laurwig  - ist nach Michel ein Name keltischen Ursprungs

                                    das keltische Wort  Laur bedeutet bebaute Stelle

                                    das altdeutsche Wort Wig hat die gleiche Bedeutung

            Michel schreibt: …...  ihr Betriebsfeld hieß von den ältesten Zeiten an „Laurwegsfeld“

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Anlage B

Die Gruben und Gruben-Gesellschaften an der Wurm 

 

Aus obiger Karte ist die große Vielfalt der Gruben an der Wurm im 19. Jahrhundert ersichtlich. Das erklärte Ziel der “Vereinigungs-Gesellschaft“ war es: „sämtliche magere Kohlen fördernde Gruben des Wurmreviers zu einem Ganzen zu vereinigen.“ Daher gründete man  ………

1836    am 9. Mai die Anonymen Gesellschaft für Steinkohlenbau im Wurmrevier. Sie wurde am 30.10.

bergbehördlich genehmigt und am 21.12.1836 fand die erste Generalversammlung statt.

            Im Jahr der Gründung gehörten der Gesellschaft die Grubenfelder: Abgunst, Neu-Voccart, Glückauf, Spidell, Abgunst und Kämpchen und Teile von Ath und anderen Gruben.(gelb)

1858    konnte die förderstärkste Grube des Wurmreviers Gouley einverleibt werden (orange). Erst

1859    kam Langenberg aus dem Gebiet Kohlscheid hinzu.

 

1842    am 20.Juni erfolgte die behördliche Zustimmung zur bereits 1840 beantragten Gründung des Pannesheider Bergwerksverein. Zu dieser von Englerth majorisierten Vereinigung gehörten die Grubenfelder: Sichelscheid, Neu-Laurweg, Spaenbruch, die Hälfte von Ath, Furth und Alt-Laurweg, Teile von Neu-Voccart, Prick, Großkuhl, Vieslapp-Herrenkuhl und andere (blau)

1851    wurde Hoheneich Teil des Pannesheider Bergbauvereins.

 

1860    am 24.Dezember wird der Zusammenschluß von Pannesheider Bergwerksverein und Vereinigungs-Gesellschaft notariell zur neuen „Vereinigungs-Gesellschaft“ besiegelt. 

 

 

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Anlage B1

Die Kohlscheider Grubenfelder

Ein Zusammenschnitt der Pläne aus dem Buch „Kohlscheider Bergwerke“ von Josef Aretz

            Die in Gelb-, Hellgrün- und Brauntönen gehaltenen Grubenfelder gehörten zum Besitz

der Vereinigungs-Gesellschaft, hierzu zählen auch noch Bergwerke rechts der Wurm

Alle blau, lila und türkis eingefärbten Flächen sind Abbaufelder, die zum Pannesheider Bergwerksverein zählten.

Anlage C

Wetter – Ventilator – Lüfter

 

In der Frühzeit des Bergbaus wurden sogenannte Wetteröfen errichtet, die durch ein Feuer einen Wetterzug erzeugten. Im Erzbergbau wurden die Wetteröfen untertage nahe beim ausziehenden Schacht gebaut. Beim Kohlebergbau wurden diese übertage erstellt und mit einem Kamin versehen, der die Saugkraft der aufsteigenden Warmluft verstärkte.

Diese Wirkungsweise machte man sich später zu Nutze, wenn nahe bei dem Wetterschacht ein Kraftwerk bestand. Dessen Schornstein erhielt einen entsprechenden Anschluß an den Schacht und damit konnte dann der Untertagebetrieb von der Abluft befreit und über den einziehenden Schacht mit Frischluft versorgt werden.

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Solche Schornsteine findet man auch auf der Grube Laurweg.

Die ältere Version hatte einen rechteckigen Grundriss und war unmittelbar über dem Wetter-schacht errichtet, die Feuerstelle befand sich wenige Meter neben dem Kamin. In diesem Schacht war auch das Eisengestänge zu den Wasserhaltungspumpen installiert.

Bei der zweiten Version wurde der im Querschnitt runde Schornstein des nahegelegenen Kraftwerks genutzt. In ihm wurde noch zusätzlich ein Ventilator eingebaut, um die Sogwirkung zu verstärken, bzw. bei einem eventuellen Stillstand des Kraftwerkes weiterhin die Absaugung der Grubenwetter zu gewährleisten.

Anlage  D

Grube Laurweg im Jahr 1925

  Es ist das gleiche Foto wie Abb. 4 im Textbeitrag, hier mit Bezeichnung von einigen Bauteilen.

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Anlage E

Lageplan der Grube Laurweg in den 1950 / 60er Jahren

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Anlage F

Unfälle und Unglücke auf Laurweg

 

Allgemein:

 

Im 19. Jahrhundert lagen im Aachener Revier die Unfallziffern bezogen auf die Beschäftigungszahl über dem Durchschnitt des gesamten preußischen Steinkohlenbergbaus. …..Es ereigneten sich im Durchschnitt der Jahre 1814 bis 1861 jährlich 3 tödliche Unfälle je 1 000 Beschäftigte. Das hat seine Ursache in zwei spezifischen Unfallherden des Aachener Steinkohlenreviers, zum einen sind es die schwierigen Lagerungsverhältnisse und zum anderen gehen die Gefahren von den vielen alten Bauen aus. Alte Baue und alte Schächte, die oftmals in einer Teufe von 3 bis 4 m mit Holz zugebühnt  und dann mit Erde überdeckt worden waren, führten immer wieder zu Tagesbrüchen.  ….. Durch das plötzliche Zusamenbrechen eines alten Schachtes wurden 1860 18 Berginvaliden, Frauen und Kinder verschüttet, die nahe der Grube Kämpchen Kohle auslasen.                              < Schunder S.228

 

Im Folgenden werden Unfälle und Unglücke aufgelistet, die tödlich endeten und von Josef Aretz zusammengetragen wurden.

 

Altlaurweg:

 

1826    am 22. Februar stirbt ein Bergmann durch Sturz in einen Schacht

 

Neulaurweg:

 

1817    in der Nacht vom 28. zum 29. Dezember stürzt der Nachtwächter in den Schacht.

1823    am 11.Dezember wird ein Bergmann von plötzlich herabstürzendem Gebirge erschlagen.

1825    am 3. März kamen 7 Bergleute ums Leben, drei durch schlagende Wetter und vier die zu Hilfe eilten. Die letzten vier waren Becker, Gochen, Franzen und Herpers. Die Hinterbliebenen dieser vier sollen eine Unter-stützung (zusätzlich zur Pension) erhalten, wegen der Haltung der Verunglückten.

1831    am 12. August stürzte der Schlepper Leonhard Josef Grothen aus Horbach rücklinks von einer Fahrte.

            am 30.November wird der Arbeiter Nikolaus Wirz aus Kohlscheid von herabstürzenden Kohlemassen erschlagen.

1839    am 4. Februar wird der Arbeiter Heinrich Poqué aus Kirchrath von einem kohlebeladenen Gefäß erdrückt.

1851    wegen schlagender Wetter verlieren acht Bergleute ihr Leben.

1856    am 8. August stürzt der Schlepper Dionys Gillessen in den Förderschacht.

1857    am Abend des 7. März verunglückt der Hauer Matthias Josef Dohmen tödlich.

            am 8.November fällt der Kunstwärter Jakob Steinbusch in den Pumpenschacht (Kunstschacht) und stirbt.

1859    am 14 August verunglückt der Hauer Christian Schauer, er stürzt in den Förderschacht.

1867    am 15. Mai fällt der Pumpenwärter Josef Plum aus Kirchrath in den Pumpenschacht.

1871    in der Nacht vom 23. zum 24. November wird Johann Peter Wilbertz aus Klinkheide durch Kohlemassen erschlagen, er hinterläßt Frau und 5 Kinder

1896    am 1.Februar werden die Bergleute Aretz und Sommer verschüttet, sie können nur noch tot geborgen werden.

 

Laurweg:

 

1935    ein schweres Unglück am 9.Februar

            In einem Streb im Flöz Senteweck oberhalb der 350 m-Sohle bricht Wasser durch. Sieben Bergleute verlieren ihr Leben, Josef Hick, Franz Josef Krug, Nikolaus Meyer, Matthias Thomas, Josef Pawlowski, Gustav Pokropp, Otto Rosenthal.

1935    am 26. März wird der Bergmann Wilhelm Kuckelkorn durch herabstürzendes Gestein verletzt, er stirbt im Krankenhaus und hinterläßt Frau und 3 Kinder.

1938    am 14. April verunglückt der Reviersteiger Wilhelm Josef Hubert Finken. Er gerät untertage zwischen zwei Hunde und erleidet tödliche Verletzungen.