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Grubenloks Ancit Fabrik

Die Lokomotiven der Ancit-Fabrik in Alsdorf

 

Die Ancit-Fabrik befand sich gegenüber der Kokerei der Grube Anna auf der südlichen Bahnseite. Heute befindet sich hier der Schrotthändler Plum. Für den Verschubdienst in der Fabrik setzte man eigene Lokomotiven ein.  Die Geschichte der Ancit-Fabrik begann im Jahr 1911, als die Gesellschaft für Teerverwertung m. b. H. mit Firmensitz in Duisburg-Meiderich hier eine Fabrik für die Verwertung von Teer der Kokerei Anna errichten ließ. Hergestellt wurde aus dem Teer Steinkohlenteerpech, was z. B. als Bindemittel für die Herstellung von Briketts oder für Teeröle Verwendung fand. Am 1. Januar fusionierten die Gesellschaft für Teerverwertung m. b. H. mit den Rüttgers-Werke AG. Am 1. März 1984 wurde die Fabrikanlage mit zuletzt 24 Mitarbeitern stillgelegt.

Auf dem Gelände der Rüttgers-Werke ließ der EBV im Jahr 1966 eine Großversuchsanlage zur Herstellung von rauchfreien Eierbrikett (Steinkohlenpresslingen) errichten, bei denen auf Pech als Bindemittel verzichtet werden konnte. Das Produkt wurde Ancit genannt. Die Versuchsanlage erhielt den Namen Ancit Fabrik Anna (AFA). 1968 wurde die Produktion mit zehn bis zwölf t/Stunde aufgenommen. Jedoch sank die Nachfrage nach Briketts, und so wurde keine weitere größere Anlage gebaut. 1982 verpachtete der EBV die Anlage an die Laborlux SA, eine Tochter der ARBED. Am 23. Mai 1990 brach ein Brand in der Produktionsanlage aus, was zur Einstellung der Produktion führte. Wegen des nahen Endes der Steinkohlenförderung verzichtete man auf einen Wiederaufbau der Fabrik und verkaufte die unbeschädigten Anlagenteile zusammen mit den Patenten nach Großbritannien an die CPL Products. Anschließend siedelte sich der Schrotthändler Plum auf dem Gelände an. 

Auf der Fabrik der Rüttgerswerke und später der Ancit-Fabrik taten ab 1951 Dieselloks und Dampfspeicherloks ihren Dienst. Im Gegensatz zu normalen Dampflokomotiven, die ihren Dampf in einem eigenen Kessel erzeugen, ist bei einer Dampfspeicherlok zwar auch ein großer Druckbehälter zu erkennen, jedoch wird hier kein Dampf erzeugt. In dem Druckbehälter befindet sich Dampf und stark erhitztes Wasser unter einem hohen Druck, welches an einer Ladestation von einem externen Kraftwerk kommend in den Druckbehälter gepumpt wird. Wird nun Dampf entnommen, verdampft von dem vorhandenen stark erhitzten Wasser ein Anteil, so dass wieder genügend Dampf zur Verfügung steht. Mit dem Dampf werden, wie bei einer normalen Dampflok über Zylinder die Lok bewegt. Dampfspeicherloks wurden und werden auch heute noch dort eingesetzt, wo es wegen Feuergefahr keine Funkenbildung geben darf. Dies gilt vor allem in der chemischen Industrie. Die Ladestation für die Dampfspeicherlok wird von einer Kesselstation oder einem Kraftwerk mit dem notwendigen Dampf versorgt.

Beispielhaft soll anhand der Dampfspeicherlok, die heute erhalten im ENERGETICON steht, die Lokgeschichte aufgearbeitet werden.

Die Dampfspeicherlok wurde von der Firma Hohenzollern unter der Fabriknummer 3337 gebaut und im Mai 1915 an die Gesellschaft für Teerverwertung, Meiderich geliefert. Im Werk Meiderich lief sie unter der Nummer 5. Diese Gesellschaft ging dann, wie oben schon erwähnt, zum 1.1.1964 in den Rüttgerswerken auf. Die Lok kam dann um 1965 zur Fabrik nach Alsdorf und verblieb auch dort. Zum 1. Mai 1967 übernahm der EBV die Lok für die neuerrichtete Ancit-Fabrik-Alsdorf. Die Lok erhielt dort die Bezeichnung AFA 2‘. Kurz vor dem Brand in der Ancit-Fabrik wurde die Lok noch in der EBV Hauptwerkstatt Maria II generalüberholt. Nach dem Brand am 23. Mai 1990 verblieb die Lok arbeitslos auf dem Gelände, welches später der Schrotthändler Plum übernahm.

Das Bergbaumuseum Wurmrevier e. V., Vorgänger des heutigen Grube Anna Bergbauinformationszentrum (GABI), erwarb die Lok dann für 15 000 DM im Juli 1992 vom EBV. Heute befindet sich die Lok auf dem Gelände des ENERGETICON als Ausstellungsstück.

Edgar Bergstein

 

  

Loks AFA 1‘ und AFA 2‘ auf dem Gelände der Ancit-Fabrik (Quelle: Werkstattunterlagen Archiv GABI e.V.)

 

 

  

Lok AFA 1‘‘ auf dem Gelände vom Schrottplatz Plum (Quelle: www.guidorademacher.de).

 

 

  

Lok AFA 2’ als Ausstellungsstück beim Europafest 1992 im Grubenbahnhof Alsdorf (Quelle: www.guidorademacher.de).